Inside Out «Solidarische Schütz»
Der französische Künstler mit dem Pseudonym JR hat im Jahr 2011 zum weltweiten Kunstprojekt «inside out» aufgerufen: Menschen sollen mit ihren Portraits im öffentlichen Raum auf ein soziales Anliegen aufmerksam machen. Mit ihren Bildern erhalten die Menschen einerseits die Möglichkeit zur Repräsentation: Durch die Portraits werden die Menschen hinter dem Anliegen und dem vereinnahmten Ort sichtbar. Der Ort wird so von innen gegen aussen gestülpt – «turn the world inside out» – so die Idee von JR. Das Projekt hat das Potential die Welt zu verändern.
Vom 18. – 22. Oktober 2020 haben 64 solcher Portraits (92cm x 134cm) vorübergehend die Schützenmatte eingenommen. Es sind Menschen für die der zentrale Platz ein wichtiger Aufenthaltsort, Treffpunkt oder Zuhause ist. Es sind Menschen, die gesellschaftlich und politisch immer wieder an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden. Menschen, die kein Stimm- und Wahlrecht besitzen. Menschen, welchen Zugänge zu gesellschaftlichen Machtpositionen immer wieder verwehrt bleiben. Menschen deren Stimme selten gehört werden und die im «weiss-männlichen-Cis dominierten» Berner Stadtbild kaum sichtbar sind. Es sind alles Menschen, die Ihr Gesicht dafür zeigen, dass die Schützenmatte zu einem solidarischen Ort wird, auf dem alle Platz haben und mitbestimmen können. Besonders jene, deren Lebenswelten im Stadtbild (Plakate, Kunstwerke, Machtpositionen etc.) nicht repräsentiert sind und die immer wieder Ausschluss und Diskriminierung erleben, sollen auf der «Schütz» Platz für Entfaltung, Mitbestimmung, Zugehörigkeit und Repräsentation bekommen.
Eine solidarische Schützenmatte heisst: Keine Verdrängung. Kein Racial Profiling. Keine Ausgrenzung aufgrund von Herkunft, Aufenthaltsstatus, Geschlecht, sozialem Status oder sexueller Orientierung. Kein Ausschluss von der Mitbestimmung, was aus diesem Platz wird und wie er genutzt wird.
Neben den Portraits klebte auch ein grosses Bild eines Sans-Papiers-Jungen auf der Schützenmatte. Der Junge muss sich in einer Waschmaschine verstecken, denn sein Gesicht für ein politisches Anliegen zu zeigen ist ein Privileg, das nicht alle haben.
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